Baltasar Gracian

Handorakel und
Kunst der Weltklugheit

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Die Augen bei Zeiten öffnen

Nicht Alle, welche sehn, haben die Augen offen; und nicht Alle, welche um sich blicken, sehn. Zu spät hinter die Sachen kommen, dient nicht zur Abhülfe, wohl aber zur Betrübniß. Einige fangen erst an zu sehn, wann nichts mehr zu sehn da ist, indem sie Haus und Hof zu Grunde richteten, ehe sie selbst zu Menschen wurden. Es ist schwer, dem Verstand beizubringen, der keinen Willen hat, und noch schwerer dem Willen, der keinen Verstand. Die sie umgeben, spielen mit ihnen, wie mit Blinden, zum Gelächter der Uebrigen: und weil sie taub zum Hören sind, öffnen sie auch nicht die Augen zum Sehn. Auch fehlt es nicht an solchen, welche jenen Sinnenschlummer unterhalten, weil ihre Existenz darauf beruht, daß jene nicht seien. Unglückliches Pferd, dessen Herr keine Augen hat! es wird schwerlich fett werden.

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