Baltasar Gracian

Handorakel und
Kunst der Weltklugheit

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Den Mann von Worten von dem von Werken unterscheiden

Diese Unterscheidung erfordert die größte Genauigkeit, eben wie die der Freunde, der Personen und der Aemter; da alle diese Dinge große Verschiedenheiten haben. Weder gute Worte, noch schlechte Werke, ist schon schlimm; aber weder schlechte Worte, noch gute Werke, ist schlimmer. Worte kann man nicht essen, sie sind Wind; und von Artigkeiten kann man nicht leben, sie sind ein höflicher Betrug. Die Vögel mit dem Lichte fangen, ist das wahre Blenden. Die Eiteln lassen sich mit Wind abspeisen. Die Worte sollen das Unterpfand der Werke seyn, und dann haben sie ihren Werth. Die Bäume, die keine Frucht, sondern nur Blätter tragen, pflegen ohne Mark zu seyn: man muß sie kennen, die einen zum Nutzen, die andern zum Schatten.

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