Baltasar Gracian

Handorakel und
Kunst der Weltklugheit

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Die Unglückstage kennen:

denn es giebt dergleichen: an solchen geht nichts gut, und ändert sich auch das Spiel, doch nicht das Mißgeschick. Auf zwei Würfen muß man die Probe gemacht haben und sich zurückziehen, je nachdem man merkt, ob man seinen Tag hat oder nicht. Alles, sogar der Verstand ist dem Wechsel unterworfen, und Keiner ist zu jeder Stunde klug: es gehört Glück dazu, richtig zu denken wie eben auch einen Brief gut abzufassen. Alle Vollkommenheiten hängen von Zeitperioden ab: die Schönheit hat nicht immer ihren Tag: die Klugheit versagt ihren Dienst, indem wir den Sachen bald zu wenig, bald zu viel thun: und Alles muß, um gut auszufallen, seinen Tag haben. Ebenso gelingt auch Einigen alles schlecht, Andern alles gut und mit geringerer Anstrengung. Diese finden Alles schon gemacht, der Geist ist aufgelegt, das Gemüth in der besten Stimmung und der Glücksstern leuchtet. Dann muß man seinen Vortheil wahrnehmen und auch nicht das Geringste davon verloren gehn lassen. Jedoch wird der Mann von Ueberlegung nicht wegen Eines Unfalls den Tag entschieden für schlecht oder im umgekehrten Fall für gut erklären: denn Jenes konnte ein kleiner Verdruß, Dieses ein glücklicher Zufall seyn.

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